Sterben in Syrien geht auch ohne C-Waffen weiter

Moskau und Washington müssen einen neuen Anlauf zu einer diplomatischen Lösung nehmen.

Die USA hätten mehr gewollt. Doch gegen Russland konnten sie sich nicht durchsetzen. Eine UN-Resolution, die einen Automatismus für Militärschläge beinhaltet, wenn das Assad-Regime bei der C-Waffen-Abrüstung nicht kooperiert? Dem hätte Moskau niemals zugestimmt. Dass überhaupt ein Kompromiss gefunden wurde, wirkt angesichts der bisherigen Lähmung des UN-Sicherheitsrates in Sachen Syrien wie eine Sensation. Der Westen will, dass Syriens Chemiewaffen ausgeschaltet werden: Aber nicht nur, damit das Regime nicht Giftgas gegen die Bevölkerung einsetzen kann. Es soll auch verhindert werden, dass C-Kampfstoffe in die Hände jihadistischer Aufständischer fallen.

Mit den Chemiewaffen verschwände ein teuflisches Instrument vom syrischen Schlachtfeld. Das Sterben geht aber in jedem Fall weiter – durch Panzer, Flugzeuge, Sturmgewehre. Regime und Rebellen setzen auf eine militärische Entscheidung. Moskau und Washington müssen – unter Ausnutzen des Tauwetters mit Teheran – rasch einen diplomatischen Anlauf zur Lösung des Konflikts nehmen. Denn mit jedem Tag, der vergeht, versinkt Syrien tiefer in Blut und Elend.

E-Mails an: wieland.schneider@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2013)

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